Die Jurymitglieder der Goslarer Zivilcouragekampagne (GZK) Rodger Kerst, Thomas Kirchner, Martin Schilff, Günter Koschig, Florian Wildmann und Stephanie Gobernack suchen noch mutige BürgerInnen die Häusliche Gewalt in ihrem Umfeld nicht nur mitbekommen, sondern auch dagegen einschreiten.
Die GZK-Jury ist davon überzeugt, dass, wer zum Beispiel bei Häuslicher Gewalt nach dem GZK- Motto “Hinsehen,Handeln,Helfen, ohne sich dabei selbst zu gefährden”, verfährt, den oft jahrelangen Gewaltkreislauf im Kontext Häuslicher Gewalt beenden kann”! Zumindest dann, wenn er gleich den 110-Notruf der Polizei wählt. Die Profis kümmern sich um den Täter und die Opfer, die sie bei Bedarf an örtliche Hilfsorganisationen, wie z.B. das Goslarer Frauenhaus, die BISS oder den Weißen Ring verweisen.
Das kürzlich vorgestellte Bundeslagebild zu Häuslicher Gewalt 2024, mit mehr als 265.000 Opfern, stellt einen Anstieg zum Vorjahr von 3,8 Prozent dar.
In Niedersachsen waren es im gleichen Zeitraum 21.000 Betroffene, was allerdings nur die Spitze des Eisbergs darstellt.
Die Dunkelziffer ist, auch im Landkreis Goslar deutlich größer als die polizeilich registrierten Fälle.
Bis zum Jahresende 2025 sucht die GZK insbesondere diese “Leuchttürme”, die als Nachbarn, Arbeitskollegen oder in anderen Kontexten die Häusliche Gewalt melden oder gemeldet haben. Die Couragierten sollen im März 2026 in der Polizeiaula ausgezeichnet werden soll.
Projektleiter Günter Koschig nimmt die Hinweise unter koschig@t-online.de entgegen.
Interview mit Tessa Koschig, Buchautorin und Speakerin
Tessa, du bist eine der ersten Botschafterin der Goslarer Zivilcouragekampagne (GZK), die bei Gewalt oder Notsituationen zum Hinsehen, Handeln und Helfen, zumindest den Notruf 110 zu wählen, auffordert. Wie kann man den Bürgerinnen und Bürgern Mut zur Zivilcourage machen, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht?
Plakatfoto von Tessa Koschig: Heike Göttert
Als Botschafterin der GZK und als Polizistin weiß ich: Prävention und Zivilcourage beginnen nicht erst beim Einschreiten, sondern damit, dass wir uns alle bewusst machen, dass Gewalt und Sexismus gegen Frauen keine Randthemen sind. Es ist bedauerlicherweise eine gesellschaftliche Realität, die uns alle betrifft. Mut zur Zivilcourage entsteht durch Wissen, Haltung und die Einstellung, dass jeder Beitrag zählt. Wir können in unterschiedlichen Rollen betroffen sein: Opfer, Zeugen, Entscheidungsträger. Umso wichtiger sind das Bewusstsein um das Thema, die Entscheidung Verantwortung zu übernehmen sowie zu wissen, wie wir uns verhalten und helfen können. Zivilcourage bedeutet auch ungefragt zu helfen.
Was meinst du genau mit Bewusstsein und Verantwortung und welche Verhaltenstipps sind das?
Was wir brauchen, ist eine Kultur des Hinschauens. Eine, in der wir uns gegenseitig stärken, statt zu schweigen. Und vor allem, indem wir Haltung zeigen und Taten nicht klein reden: Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist kein lustiger Spruch, bei dem Frauen keinen Spaß verstehen. Femizide sind keine Beziehungstaten und häusliche Gewalt keine familiären Streitigkeiten. Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass es solche Taten gibt und dass wir sie nicht klein reden. Das bedeutet gleichermaßen Verantwortung für Helferinnen und Helfer: Zivilcourage ist kein Heldentum, sondern Menschlichkeit in Aktion. Es geht nicht darum, sich selbst in Gefahr zu bringen, sondern darum, Signale zu erkennen, Hilfe zu holen und Haltung zu zeigen. Das kann mit einem einfachen, aufbauenden Satz beginnen oder ein Anruf bei der Polizei sein.
Tessa, du hältst seit Jahren bundesweit Vorträge u.a. vor Gleichstellungsbeauftragten, arbeitssuchenden Frauen und weiblichen Führungskräften zum Thema Female Empowerment. Inwieweit können deine Vorträge, die z.B. Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein beinhalten, gewaltpräventiv wirken?
Roll up Foto: Tessa und Günter Koschig WEISSER RING
Als Polizistin habe ich mich nicht nur theoretisch in der Ausbildung, sondern leider auch in der Praxis mit dem Phänomen der Häuslichen Gewalt befassen müssen. In Gesprächen mit von Gewalt betroffenen Frauen habe ich häufig feststellen müssen, dass – neben finanziellen oder kulturellen Aspekten – auch der fehlende eigene Selbstwert eine Rolle spielt. Heute verbinde ich meine polizeiliche Erfahrung mit Empowerment-Arbeit: In meinen Workshops und Vorträgen erlebe ich, wie stärkend und inspirierend es wirkt, wenn Frauen verstehen, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen. Ich unterstütze Frauen darin, innere Stärke und Mut zu entwickeln, Nein zu sagen, Grenzen zu setzen und für sich selbst einzustehen.
Tessa, du hast gerade ein Buch „Glow your own way“ mit vielen Skills veröffentlicht. Können deine Tipps auch Frauen die Gewalt erfahren ermutigen, stark zu werdenund sich Hilfe zu holen?
Als Empowerment-Coach weiß ich, wie entscheidend innere Stärke, Klarheit und Selbstwirksamkeit sind, um sich aus toxischen Strukturen zu lösen. Mein Buch bietet keine schnellen Lösungen, sondern Tools, die Frauen befähigen, ihre eigene Stimme wiederzufinden. Innere Stärke zurück zu gewinnen, ist kein Sprint, sondern ein Weg, der mit einem ersten Schritt beginnt. Ein solcher kann mein Buch „Glow your own way – Dein Weg zu mehr Selbstbewusstsein!“ sein. Hierin empowere ich die Leserinnen zu mehr Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Ich spreche darin über Selbstbewusstsein, innere Sicherheit und den Mut, sich selbst wieder zu vertrauen. Für Frauen, die Gewalt erfahren haben, kann das der erste Impuls sein, sich nicht länger klein halten zu lassen, sondern sich selbst als wertvoll und handlungsfähig zu erleben. Mir ist wichtig zu betonen, dass nicht die Frauen Schuld haben oder das Problem sind und deshalb an sich arbeiten sollen. Female Empowerment bedeutet, dass Frauen ihren Wert erkennen und realisieren, dass sie nicht alles aushalten und ertragen müssen. Hierzu bedarf es oftmals Unterstützung und den Mut, danach zu fragen. Gleichzeitig ist es wichtig zu wissen, dass Opfer aus Scham oder Angst nicht unbedingt um Hilfe fragen. Wertvoll sind deshalb für die Betroffenen regionale Netzwerke, wie z.B. das Goslarer Netzwerk gegen häusliche Gewalt sowie überregionale Ansprechpartner wie der Weiße Ring.
Foto: WEISSER RING: Barbara Richstein, Bundesvorsitzende und Günter Koschig, Außenstellenleiter in Goslar, suchen die „Zivilcourage Leuchttürme 2025“ für die GZK
Vorsitzende Barbara Richstein freut sich über neue Zivilcourage-Leuchttürme
Die Goslarer Zivilcouragekampagne (GZK) ehrt seit 2010 jährlich couragierte Bürgerinnen, die bei Straftaten oder Notsituationen im Landkreis Goslar und darüber hinaus nicht weggeschaut, sondern geholfen haben. In diesem Jahr konnten 9 Personen von prominenten Laudatoren bei der Polizeiinspektion Goslar für Ihren Einsatz im Jahr 2024 geehrt werden. Für die nächsten Ehrungen im Frühjahr 2026 benötigt die Jury wieder die Mitwirkung der Bevölkerung, um alle Preisträgerinnen mit persönlichen Urkunden und Kinokarten bzw. für herausragende Einsätze mit einem Pokal von prominenten Laudatoren ehren zu lassen. Die Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGES Barbara Richstein findet, dass Zivilcourage keine Frage des Alters ist. „Jeder kann mal in eine bedrohliche Situation kommen, in der couragiertes Handeln von Zeugen wertvoll. Allein das Betätigen des Notrufes 110 kann Leben retten. Die GZK findet ich wichtig, weil sie zum gefahrlosen Handeln auffordert und zugleich Empathie für die Opfer generiert“. „Wir suchen keine Rambos, sondern Menschen, die mit kühlem Kopf die Lage beurteilen sowie die Polizei unter 110 angerufen haben“, so Jurymitglied Rodger Kerst, der Leiter der Polizeiinspektion Goslar. Hinweise auf couragierte Sachverhalte 2025 nimmt Frau Kreft von der Polizei Goslar gern per Email bis zum 20. November entgegen: marion.kreft@polizei.niedersachsen.de. Günter Koschig, Projektleiter der GZK, freut sich, dass bislang über 100 couragierte Bürger von der Kampagne, quasi als „Leuchttürme“ für Zivilcourage“ ausgezeichnet werden konnten. „Mit diesen Auszeichnungen, Plakatausstellungen, Aktionstagen sowie Unterrichten in Schulen, machen wir bundesweit Mut zur Zivilcourage, so Opferhelfer Koschig.
Projektleiter Koschig dankt Schulleiter Peter Rausche mit der Zivilcouragekelle der GZK
Seit über 25 Jahren ist der Weiße Ring mit unterschiedlichen Präventionsideen an der Oberschule Bad Harzburg zu Gast.
Zunächst hatten die Cheerleader mit Außenstellenleiter Günter Koschig die Boxqueen Regina Halmich und die boxenden Doktoren, Wladimir und Vitali Klischko, jeweils vor ihren Boxkämpfen besucht. Danach entstand das bundesweit prämierte Präventionsprojekt:
“Lieber auf den Boxsack, als auf den Mitschüler hauen” im Rahmen der Kampagne des WEISSEN RINGES “KRAFT GEGEN Gewalt – Sportler setzen Zeichen. Treffen mit Handballstar Stefan Kretschmer sowie mit Bundesligafußballern des VfL Wolfsburg folgten.
“Seit 15 Jahren engagiert sich die OBS auch gegen Rassismus und Gewalt und für mehr Zivilcourage, u.a. mit den jährlichen Lesungen von Fadi Saad aus Berlin. Jetzt startet die Schule mit Postkarten und Infos vom WEISSEN RING, begleitet von der Schulsozialarbeiterin Claudia Hennek, eine Aktion gegen digitale Gewalt. “Ich weiss wer du bis”, ob bewusst oder unbewusst – in sozialen Netzwerken hinterlassen wir ständig Informationen über uns. Genau diese Spuren können leider für digitale Gewalt missbraucht werden, etwa für Cybermobbing, Cyberstalking, Romance Scamming oder auch für bildbasierte Gewalt. Der WEISSE RING gibt Tipps wie man sich vor Datenklau schützen und sicher durchs Netz bewegen kann. In einem Quiz können anschließend die Schüler ihr Wissen testen.
Zur Freude der über 500 Schüler und Eltern stand Opferhelfer Koschig, als Super Mario verkleidet, beim diesjährigen Kartoffelfest als Fotomotiv für Zivilcourage zur Verfügung. Neben vielen Schülern zeigten dabei auch Bürgermeister Ralf Abraham und Schulleiter
Peter Rausche Gesicht für Zivilcourage. Die neue Mitarbeiterin des WEISSEN RINGES, Sudenaz Türkölmez, verteilte nicht nur Informationsmaterial, sondern dankte auch dem Schulleiter mit der Zivilcouragelkelle der Goslarer Zivilcouragekampagne.
Auf Einladung von Organisator Axel Dietsch war die GZK erstmals beim Freitags-Kick-Off mit am Start. Am 19.9., dem bundesweiten Tag der Zivilcourage, präsentierte Moderator Dietsch zunächst seinen einmaligen Zivilcouragesong „Achtsam und Cool“. In diesem Lied werden Not- und Gewaltsituationen treffend beschrieben, die alle mit Zivilcourage und dem „110 Anruf“ bei der Polizei gelöst werden. Günter Koschig, der Initiator der GZK, und sein Team dankten Dietsch für sein grandioses Engagement mit einer großen Zivilcouragefahne sowie einer Zivilcouragekelle und informierten die bis zu 150 Gäste über die Kernbotschaften der GZK. „Hinsehen, handeln und helfen, ohne sich dabei selbst zu gefährden“! Das haben in 15 Jahren über 100 Menschen im Landkreis Goslar so gut gemacht, dass sie von der Jury und prominenten Laudatoren mit dem Zivilcouragepreis der GZK ausgezeichnet wurden. Die von Thomas Velte (GZK-Team) neu gestalteten Zivilcourageflyer fanden ebenso reisenden Absatz, wie die Informationen von Deniz Akinci am Stand des WEISSEN RINGES. Ein weiteres Highlight waren die Fotoshootings mit „Super Mario“, alias dem verkleideten Günter Koschig, der für auch für den Notruf 110 warb. Mit musikalischen Highlights u.a. von Frederick Buckle mit seinem Goslar-Song und Tim Niehus mit „Fußball all-inclusive“ sowie dem 10jährigen Emil, ging bei strahlendem Sonnenschein eine besondere Kick-Off-Veranstaltung zu Ende, in der auch der Opferschutz und die Prävention des WEISSEN RINGES im Fokus standen.
Günter Koschig, Außenstellenleiter Weißer Ring Goslar und Projektleiter GZK
Der Tag der Zivilcourage findet seit 2015 jährlich am 19. September statt. An diesem Tag werden in Deutschland bundesweit Aktionen durchgeführt, die Menschen ermutigen sollen, sich in der Öffentlichkeit für den Schutz ihrer Mitmenschen gegen Beleidigung, Diskriminierung, Bedrohung, Rassismus, Kriminalität, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt einzusetzen. Die Hilfsorganisation Weißer Ring und die Polizei nutzen diesen Tag ebenfalls, um auf die Notwendigkeit von Zivilcourage aufmerksam zu machen.
In diesem Jahr hat Axel Dietsch, Initiator des FreitagsKickOff (FKO) am Museumsufer, die Goslarer Zivilcourage Kampagne (GZK) eingeladen sich zu präsentieren und am wöchentlichen Event teilzunehmen. Denn auch an diesem Tag zeigen jüngere und ältere Talente Courage und treten meist allein, selten zu zweit oder zu dritt auf, und spielen meist selbstgemachte Lieder. „Wir möchten etwas zurück zu den Wurzeln des FKO“, sagt Dietsch dazu „Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform bieten, auch wenn noch kein zwei-stündiges Programm vor liegt.“ Die Moderation wird Dietsch selbst gestalten, z.T. mit seiner Gitarre und eigenen Songs. „Achtsam und cool“ ist zum Beispiel eine Komposition, die er extra für die GZK geschrieben hat. Aber auch andere bekannte Gesichter zeigen sich neben Neulingen und „Rising Stars“. So wird Frederick Buckle auch seinen Goslar-Song singen und Tim Niehus seine Kreationen „Fußball all inclusive“ und „Goslar geht gemeinsam“ vorführen. Zwei bis drei Plots sind noch frei. Alle Interpreten erhalten im Übrigen eine kleine Gage. Anmeldung bitte unter axel.dietsch@planet.ms
Tim Niehus
Nebenbei und währenddessen besteht die Möglichkeit zum Fotoshooting mit niemand Geringerem als Super Mario persönlich! Günter Koschig, Triebfeder und Aktions-Kobold der GZK, ist mit Infomaterial und vor allem guter Laune vor Ort. Auch Thomas Velte, im Nebenleben Chef des BBK/ Harz e.V. (Bund bildender Künstlerinnen und Künstler), wird, diesmal als GZK-Aktivist, vor Ort sein. Er schuf auch die hochwertigen Zeichnungen und Karikaturen zur Kampagne.
So wird der FKO am 19.09. ein Event, das auch auf den letzten in diesem Jahr aufmerksam machen soll. Dem fulminanten Saison-Abschlusskonzert mit der Crazy Groove Bigband aus Clausthal-Zellerfeld am 26.09.2025!
Jeden 1. Freitag im Monat können u.a. Familien beim Abendshopping mit verlängerten Öffnungszeiten in entspannter Atmosphäre in Goslar auch bei Holzberg-Dessous & Mehr stöbern. Besitzerin Cornelia Greb, seit Jahren Mitglied im Förderverein des Frauenhauses Goslar und Günter Koschig, seit 40 Jahren Außenstellenleiter des Weißen Ringes in Goslar, wollen am 5. September, ab 18.00 Uhr, das besondere Einkaufserlebnis nutzen, um über die wieder einmal gestiegene häusliche Gewalt aufmerksam machen. Die ist laut aktueller Statistik des Bundeskriminalamtes 2024 um 3,7 Prozent gestiegen. Zu den bundesweit 266.000 erfassten Betroffenen (in Niedersachsen 32.000) kommen leider noch sehr viele Opfer dazu, die im sogenannten Dunkelfeld verborgen bleiben, so Koschig, der im Jahre 2002 das Goslarer Netzwerk gegen häusliche Gewalt mit initiiert hatte. Damals konnten 40 – 80 Betroffenen, seit 2006 durch die Einrichtung einer Beratungsstelle gegen häusliche Gewalt (BISS), inzwischen mehreren 100 Betroffenen jährlich geholfen werden. Unter dem Einkaufsmotto „Bella Italia“ dreht Koschig als der „Italienische Klempner Super Mario“ am 5.September nicht nur am Glücksrad und verteilt Preise mit seiner Kollegin vom Weißen Ring, sondern gibt auch Informationen zu Hilfemöglichkeiten im bzw. vor dem Geschäft in der Hokenstraße in Goslar. Cornelia Greb, die diese einmalige Aktion auch finanziell unterstützt, möchte den Frauen (fast 80 Prozent sind von Partnerschaftsgewalt betroffen) Mut machen, sich Hilfe zu holen, um den Gewaltkreislauf zu durchbrechen.
Genau vor 40 Jahren empfing Marta Lattemann als Oberbürgermeisterin von Goslar das Team vom Weißen Ring auf der Rathausdiele, um den Eintritt der Stadt Goslar in die größte deutsche Opferhilfsorganisation zu verkünden. „Damit wollten wir den Focus auf den seinerzeit noch wenig bekannten Weißen Ring und seine wichtige Opfer- und Präventionsarbeit lenken“, so Marta Lattemann. Außenstellenleiter Günter Koschig nutzte nun dieses besondere Jubiläum, um sich bei der Grand Dame der örtlichen Politik mit einer Blumenampel zu bedanken. „Sie haben uns damals eine wertvolle Starthilfe gegeben und bei den Treffen mit dem Fernsehstar (Sendung: Was bin ich?) Hans Sachs oder Niedersachsens Innenminister Hasselmann in Goslar viele Opfer ermuntert, sich Hilfe vom Weißen Ring zu holen.
Sie hatten und haben immer noch ein großen Herz für Kriminalitätsopfer und Kriminalprävention,“so Koschig beim Gedankenaustausch im Hahnenkleer Hof.
Die Goslarer Zahnärztin Maren Brückner hat selbst schon einmal Zivilcourage bewiesen und durch ihr Eingreifen eine Straftat verhindert bzw. aufgeklärt. Damit sich der Weiße Ring weiterhin für Zivilcourage stark machen, z.B. mit Unterrichten in Grundschulen sowie couragierte Helfer auszeichnen kann, hat die empathische Ärztin zum zweiten Mal in Ihrer Praxis eine Edelmetall-Restesammlung bei ihren Patienten für den Weißen Ring durchgeführt. Den Erlös übergab sie jetzt dem Goslarer Außenstellenleiter Günter Koschig mit dem Statement:
“Zivilcourage ist für mich wichtig, weil jede/r mal in eine brenzlige Situation kommen kann. Dann ist es wichtig, dass Zeugen nicht den Vogel Strauß spielen, sondern hinsehen, handeln, helfen und den Notruf 110 wählen!”
Die Lehrkräfte Tanja Mackensen und Melina Müller wollen ihre 28 SchülerInnen der vierten Klassen aus Wolfshagen bzw. Lautenthal mit professionellen Tipps der Goslarer Zivilcouragekampagne (GZK) stark für Zivilcourage machen. Dafür haben sie wieder einmal Martin Schilff und Günter Koschig (GdP bzw. Weißer Ring) eingeladen. Die beiden haben zunächst mit dem Zivilcourage-Erklärvideo von Lotta Assmann, die die Regeln schon mit ihren sieben Jahren (beim Filmdreh) auf den Punkt gebracht hatte: „Hinsehen, Handeln,Helfen, ohne sich dabei in Gefahr zu bringen und den Notruf 110 wählen!“ bei den 28 Kindern punktet. Opferhelfer Koschig, seit 40 Jahren beim Weißen Ring erklärte, dass es bei jeder Prügelei nicht nur Täter, sondern auch Opfer gibt. Anhand eines Beispiels machte er deutlich, dass ein Faustschlag das Opfer so unglücklich zu Fall gebracht hatte, dass der Betroffene lebenslang schwerbehindert bleibt.
Koschig warb deshalb dafür, dass man sich nicht prügelt sowie auf jedem Fall Empathie für die Verletzten zeigt und diese notversorgt, bis die Rettungskräfte kommen. Dies gilt auch bei Fahrradunfällen, so Ex-Polizist Martin Schilff, der als zertifizierter Fahrradguide den Kindern wertvolle Hinweise gab wie Unfälle zu vermeiden sind. Falls es doch zu einem Unfall gekommen ist, sollte sofort der kostenlose Notruf der Polizei 110 gewählt werden. In dem „Lehrfilm 110“ erfuhren die Schüler, welche Informationen die Polizei bei einem Notruf benötigt: Wer hat wann wo was getan, wie pwomit,warum und dann für Rückfragen in der Leitung bleiben, waren hier die Stichworte.
Die Freude war groß, als plötzlich Polizeioberkommissarin Melanie Liebzeit und Polizeikommissar Stefan Wischnewski von der Polizeistation Langelsheim mit ihrem Streifenwagen auf dem Schulhof vorfuhren. Sie erleuterten kindgerecht nicht nur alle ihre Einsatzmittel, sondern ließen die begeisterten Schüler auch im Streifenwagen Platz nehmen,mit dem Messwagen eine fiktive Unfallsstrecke ausmessen, den Einsatzhelm aufsetzen und die Handschellen ausprobieren. Aktuell abgefragt, wollten gleich mehrere Kinder bei der Polizei anfangen.
Mit den drei Mitmachaktionen, dass die Kinder einen fiktiven Täter beschreiben mussten, dem Werfen auf die 110 Torwand und einem Seilsprungwettbewerb, endeten zwei unvergessliche Schulstunden. Um die Nachhaltigkeit sicherzustellen, gab es für die Klassen eine speziell angefertigte Zivilcouragekelle mit der GZK-Homepage: www. zivilcouragegoslar.de, Urkunden, Sprungseile sowie Informationsmaterial für Lehrkräfte und Eltern zum Thema Zivilcourage.