Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Landkreis Goslar hat sich 2003 mit vielen örtlichen Akteuren, u.a. vom Landkreis und der Stadt Goslar, Polizei, Justiz, Kinderschutzbund und Weißer Ring
gegründet, um die Betroffenen proaktiv zu beraten und ihnen zu helfen. Seit 2006 gibt es eine Beratungs- und Interventionsstelle unter dem Dach des AWO-Kreisverbandes Region Harz.
Waren es in den ersten drei Jahren 40-60 Fälle, schossen die Opferzahlen in den letzten Jahren durch die Decke: von 207 Fälle im Jahr 2018 auf 356 im Jahr 2022. Um Experten, Öffentlichkeit und staatliche Entscheidungsträger über die facettenreiche Probleme und Möglichkeiten beim Phänomen Häusliche Gewalt zu informieren, veranstaltet das Netzwerk jährliche Fachtage. In diesem Jahr wurde die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Rahmen der Umsetzung der Istanbul-Konvention im regionalen Kontext thematisiert.
Bei der Begrüßung durch den Ersten Kreisrat Frank Dreßler lobte dieser die beiden Moderatoren Kathrin Falkner, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Goslar und Günter Koschig, Leiter des Weißen Ringes der Außenstelle Goslar: “Nicht nur unsere heutigen Moderatoren, sondern auch
Motoren des aktiven Goslarer Netzwerkes. Dass wir bei der Bekämpfung von häuslicher Gewalt Schulter an Schulter mit den Netzwerkpartnern arbeiten, ist ein wichtiges Signal, so Dreßler.
Opferhelfer Koschig, der das Netzwerk vor über 20 Jahren mit ins Leben rief, stellte deren Akteure vor. Dabei dankte er besonders der Geschäftsführerin Tjorven Maack des AWO-Kreisverbandes
Region Harz e.V. sowie Larissa Kosinski, Mitarbeiterin der Beratungs- und Integrationsstelle (BISS).
Sie ist für viele Betroffene der erste Anlaufpunkt. Bei akutem Bedarf unterstützt Viktoria Dewald, die
Leiterin des Goslarer Frauenhauses, mit ihrem Team großartig, so Koschig.“
Die Hauptreferentin Katharina Wulf, Geschäftsführerin des Landesverbandes Frauenberatung Schleswig-Holstein e.V., begeisterte mit ihrem Vortrag:
„Unfair ist gefährlich: Warum es sich lohnt die Istanbul-Konvention zu kennen!“ Sie erläuterte die Geschichte und Inhalte und wies darauf hin, dass der Europarat verbindlich Rechtsnormen geschaffen hat, wie Gewalt gegen Frauen bekämpft und Prävention betrieben werden kann.
Im anschließenden Networking stellen alle Netzwerkteilnehmer*innen ihre Institutionen vor.
Frau Astrid Sutor, Frauenhausleitung Braunschweig, wies in ihrem Vortrag auf die Netzwerkarbeit der Interdisziplinären Koordinierungsstelle Häusliche Gewalt für die Region Braunschweig (iKost) hin.
Auf Initiative von Polizeivizepräsident Rodger Fladung haben sich mittlerweile 52 Partner in diesem Netzwerk zusammengefunden.
Die dritte Referentin, Frau Simone Semmler, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter gab in
dem Kurzvortrag: “Istanbul-Konvention – Notwendigkeit und Möglichkeit zur strategischen Umsetzung in der Kommune“ praktische Tipps, wie mit vielen kleinen Schritten im Sinne der
Betroffenen gehandelt werden kann bzw. muss.
Kathrin Falkner zog als Gleichstellungsbeauftragte ein positives Resümee des Fachtages, der viele
Impulse für die Umsetzung der Istanbul-Konvention vor Ort generiert hat.